Von «Doofel-» und «Zombie-Büchern»
Denis Scheck bot unterhaltsamen Abend
Er freue sich ins «Hogwarts» der Bücherfreunde eingeladen worden zu sein, begrüßte Denis Scheck den kompletten Berufsschulblock, der gestern Abend den Weg in die Piper Lounge gefunden hatte. Der berühmte Literaturkritiker gab spannende und unterhaltsame Einblicke in seine Arbeit und teilte seine Ansichten über die deutsche Literatur und Buchbranche mit.
Dass man längst nicht jedes Buch lesen muss, zeigt er nicht nur in seiner Literatursendung «Druckfrisch», sondern präsentierte er auch gestern Abend anhand seinem «Doofel»-Regal, aus dem er ein paar Bücher mitbrachte. Ob Bettina Wulff oder Oliver Kahn, Katzen- oder Fußball-Bücher – sie sollten allesamt nicht gedruckt werden dürfen, so Schecks Meinung. Auch als «Zombie-Bücher» bezeichnet er gerne solche Titel, wenn Prominente ihre Prominenz in Auflage verwerten wollen.
«Es soll nicht mehr, sondern besser gelesen werden» – so auch das Ziel seiner Fernsehsendung. Wobei er die Heilserwartungen der Buchbranche an das literarische Fernsehen als maßlos übertrieben ansieht. Und überhaupt geht es der Branche weitaus besser, als sie denkt: «Das permanente Gejammer muss aufhören» und «wir leben in goldenen Zeiten», so Schecks deutliche Aussagen. Letzteres führt er auf den effizientesten Buchvertrieb der Welt zurück und darauf, dass nirgendwo außerhalb Deutschlands «ein solcher Zirkus um Literatur gemacht wird». Momentan ist das Glück, dass es vier Generationen von Autoren gibt, die Literatur schreiben. Die Chance muss von der Buchbranche erkannt und genutzt werden.
Abschließend hatten die Auszubildenden die Gelegenheit ihre Fragen zu stellen. Auf die Frage nach seiner Meinung zur Bestsellerliste gab Scheck an, dass die Liste der kleinste gemeinsame Nenner des Massengeschmacks sei und somit gar nicht nur gute Bücher enthalten könne. Auch versucht er natürlich alle Verlage und Autoren gleichzeitig zu beachten, bekannte aber seine Vorlieben zu haben. Trotzdem guckt er «unter jeden Stein, unter dem er eine Assel entdecken könnte». Als aktuellen Tipp empfahl er zum Ende «Nur Mut» von Silvia Bovenschen den Auszubildenden.
Vielen Dank an Denis Scheck für den wunderbaren Abend!