warum eigentlich…? – ja, warum eigentlich Bücher?
Literaturdozent Osama Ishneiwer berichtet.
Am Abend des 29. August war der Sachbuchautor Michael Schikowski zu Gast, der sein soeben im Bramann Verlag erschienenes Buch «Warum Bücher? Buchkultur in Zeiten der Digitalkultur» vorstellte.
Schikowskis Buch ist ein gewinnbringender Beitrag zur aktuellen Debatte, eine lohnenswerte Lektüre. Wertvoll, da es Ordnung in die Debatte bringt: Worüber sprechen wir? Lohnenswert, da es Erkenntnisse vermittelt, z.B.: Das heißt es, heute ein Buch zu lesen; das heißt es, heute ein E-Book zu lesen.
Schikowski beschreibt treffend die Situation all jener, die das klassische Buch befürworten, aber eher apathisch als selbstbewusst vor ihrer Bücherwand stehen: «Bildung ist den Verteidigern der Buchkultur ein durch Anstrengung und Disziplin gewonnenes Gut. Lebenslanges Lernen erscheint ihnen dagegen als ein Konzept mit aufschiebender Wirkung, das belastbares Wissen durch luftige Kompetenzen ersetzt. Angesichts einer alles und jeden umfassenden Digitalkultur beharren sie eigensinnig auf der Bedeutung ›ihrer‹ Kultur, blicken aber kaum mehr als verlegen an ihrer Bücherwand hinauf, fragt man sie direkt: ›Warum Bücher?‹» (S. 56)
Genau dieses Problem stellt sich nach der Lektüre nicht mehr, zumindest nicht mehr so gravierend. Damit bietet dieses Buch auch all jenen Buchhändlerinnen und Buchhändlern neue Argumente, die zwar so gerne Bücher verkaufen, aber sich mit einer Begeisterung in den Verkauf von E-Readern stürzen, die gelegentlich an die Kriegswilligkeit europäischer Soldaten im August 1914 erinnert. …autsch, das tat vermutlich weh. – Aber Kontakt findet nun mal auf der Grenze statt. Diese ist nur durch Kritik erreichbar und notwendig, wenn wir das Hier und das Jetzt wirklich begreifen wollen.
Schikowskis Buch ist kritisch, aber alles andere als stumpfe Polemik gegen die Digitalisierung. «Ein Essay mit viel Gesprächsstoff für Buchhandlungen, Verlage, Bibliotheken, Kulturvermittler in Bildungssystemen, aber auch für die progressive digitale Community.» (Verlagshomepage)
Nicht immer stimme ich seinen Ausführungen zu. Aber seinem Anliegen: Zu bestimmen, was mit dem Verlust der Buchkultur droht, verloren zu gehen und dass es etwas ist, wofür es sich zu streiten lohnt. Ein Essay, dem ich eine große Leserschaft wünsche.
Vielen Dank für den aufschlussreichen Abend.