08.11.2013 campus-leben

Abendveranstaltung mit Rosa Ribas

Von Kriminalromanen und spanischen Übersetzungen

Der Abend des 29. Oktober 2013 stand ganz im Zeichen von Kriminalromanen. Die Schüler des 180. Berufsschulblocks erhielten einen spannenden Einblick in die Werkstatt der Autorin Rosa Ribas, Verfasserin einer Krimiromanreihe.

Ihre bei Suhrkamp erschienenen Bände kreisen um die Figur Cornelia Weber-Tejedor, eine Kriminalkommissarin mit deutschen und spanischen Wurzeln aus Frankfurt am Main. Insgesamt ist die Reihe auf fünf Teile angelegt, von denen die ersten drei («Kalter Main», «Tödliche Kampagne» und «Falsche Freundin») bereits erschienen sind. Ribas, geboren in El Prat de Llobregat in der Nähe von Barcelona, lebt seit 1993 in Frankfurt am Main, wo sie unter anderem an der Universität tätig war.

Ihren Ausgangspunkt beschrieb Ribas anschaulich in ihrer Erfahrung als Hochschuldozentin in der Romanistik. Bei der Arbeit mit zweisprachig aufgewachsenen Studierenden konnte sie häufig das Phänomen beobachten, dass die gefühlte und die tatsächliche Muttersprache nicht die gleiche sind. Dies hat nicht selten Auswirkungen auf die bisherige Wahrnehmung der eigenen Identität. Ribas‘ Protagonistin Weber-Tejedor macht im Laufe der Romanreihe eine ähnliche Entwicklung durch, indem sie sich mehr und mehr ihrer zuvor kaum wahrgenommenen spanischen Identität bewusst wird. Anhand einiger Beispiele aus ihren Texten erweckte Rosa Ribas ihre Figur zum Leben, um im Anschluss die Hintergrundgeschichte der Kommissarin plastisch zu erzählen.

Nur scheinbar nebenbei erhielten die Schüler spannende Einblicke in die Probleme der Übersetzung von literarischen Texten. Ribas‘ Originalmanuskripte sind auf Spanisch verfasst und auch in Spanien veröffentlicht worden. Dennoch – und dies machte Ribas allzu deutlich – kann eine Übersetzung niemals einfach nur die simple Übertragung in eine andere Sprache sein, gibt es doch höchst unterschiedliche Krimitraditionen in den verschiedenen Ländern. Zudem macht es der verschiedenartige kulturelle Hintergrund von Lesern in Spanien und Deutschland erforderlich, dass die erzählte Geschichte mit Informationen angereichert wird, die sie für spanische Leser verständlich machen, während sie für deutsche Leser simples Alltagswissen darstellen – und umgekehrt! Die Übersetzung stellt daher eine große Herausforderung dar.

Derart auf unterschiedliche Krimitraditionen gestoßen, nutzte das Publikum die gebotene Möglichkeit, um Rosa Ribas Fragen zu ihrer Autorentätigkeit, zum Schreibprozess und zum Hintergrund ihrer Erzählungen zu stellen. Angesichts des Genres nicht unbedingt zu erwarten, erklärte sie humorvoll, warum welche Figur sterben müsse und was sie dazu inspiriert habe. Nach anderthalb Stunden verließen die Schülerinnen und Schüler eine mehr als gelungene Abendveranstaltung.

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