Abendveranstaltung mit Dr. Olaf Jessen
und dem Verlag C.H.Beck
Am Abend des 11. November stellte der Historiker Dr. Olaf Jessen sein beim Verlag C.H.Beck erschienenes Buch «Verdun 1916. Urschlacht des Jahrhunderts» vor. Etwa 30 Schüler waren zu diesem Anlass in die Piper-Lounge gekommen, um sich einen Eindruck von einer der schwersten Schlachten des Ersten Weltkriegs zu machen.
Der Zeitpunkt für diese Buchvorstellung war passend gewählt, jährt sich der Beginn der Kämpfe im Februar des nächsten Jahres doch zum 100. Mal. Jessen, ausgewiesener Experte für Militärgeschichte, verstand es, sein Publikum mit einer gelungenen Mischung aus Buchpräsentation und Lesung – trotz der an sich sehr ernsten Thematik – voll und ganz für sich einzunehmen.
Zu Beginn erläuterte er die Ausgangslage um den Jahreswechsel 1915/16, um die Entscheidungsfindung für den deutschen Angriff auf Verdun, seinerzeit eine der stärksten Festungsstädte der Welt, zu erläutern. Kenntnisreich verband er dabei die strategische Ebene der Oberkommandos der am Ersten Weltkrieg beteiligten Mächte mit den Erlebnissen der Soldaten an der Front. Dass, wie der Buchtitel nahelegt, Verdun als «Urschlacht» des 20. Jahrhunderts zu begreifen ist, konnte Jessen den Schülern schon durch den enormen logistischen Aufwand im Vorfeld der Kämpfe begreiflich machen. Das Feuer der Artillerie war bei Beginn des Angriffs so verheerend, dass noch in 150 Kilometern Entfernung das Grollen der Geschütze zu hören war. Ebenso ging Jessen auch auf die Verrohung der Soldaten durch die langen Kämpfe ein. «Die Hölle von Verdun» ist so geradezu charakteristisch für die Wahrnehmung des Ersten Weltkriegs geworden.
Aus heutiger Sicht schwer verständlich ist es, dass die Akteure auf strategischer Ebene die Kämpfe nicht abbrachen, sondern wider besseres Wissen weiter angreifen ließen. Jessen konnte jedoch deutlich machen, dass dies in einem Denken verwurzelt ist, das in allen kriegführenden Staaten des Ersten Weltkrieges anzutreffen war. Dementsprechend furchtbar zeigt sich die Bilanz der Schlacht von Verdun. Zwischen Februar und Dezember 1916 ließen hier etwa 300.000 Soldaten ihr Leben, 400.000 weitere wurden zum Teil schwer verwundet. Noch lange nach dem Ersten Weltkrieg wurde zudem erbittert um Sinn und Zweck von «Verdun» gestritten, wie er in einem zweiten Teil klar machen konnte, in dem es um die erinnerungspolitische Dimension der Schlacht ging.
Zum Ende seines Vortrags gab Jessen dem Publikum noch Gelegenheit, Fragen an ihn zu richten. Die Schüler wollten insbesondere wissen, auf welcher Quellengrundlage das Buch basiert und wie man sich die Recherchearbeit vorstellen muss. Angesichts der Thematik stellte sich auch die Frage, wie Jessens eigener Eindruck von der Heftigkeit der Kämpfe bei Verdun gewesen war und wie sehr ihn dies währen der Arbeit beschäftigt hat.
Die Diskussion ging noch lange nach der Veranstaltung im kleinen Rahmen weiter. Wir danken Olaf Jessen und dem Verlag C. H. Beck für den interessanten Abend und die gelungene Veranstaltung.