21.03.2016 campus-leben

Princeton 66

Klett-Cotta mit Jörg Magenau zu Gast

Mit deutlich über 40 Schülern des 192. Berufsschulblocks und Gästen vom Volontärsprogramm der Mayerschen Buchhandlung war die Abendveranstaltung mit dem Klett-Cotta Verlag und Jörg Magenau ausgesprochen gut besucht. Schon in seiner Einführung machte Gastgeber Osama Ishneiwer klar, dass dem Autor ein großer Wurf gelungen ist und wünschte sich Magenaus «Princeton 66. Die abenteuerliche Reise der Gruppe 47» doch als künftige Pflichtlektüre im Seckbacher Literaturunterricht.

Magenaus erzählendes Sachbuch über die Reise der Gruppe 47 in die USA im April 1966 ist angesiedelt im von ihm als «Zwischenraum vor 1968» bezeichnet. Wesentliche Bedingungen für die Entstehung der 68er Bewegung wie der Vietnamkrieg sind bereits gegeben und dennoch bricht sich der Protest noch nicht die Bahn. Mühelos gelang es Magenau, ein dichtes Bild zum Hintergrund der bedeutendsten literarischen Gruppierung der Nachkriegszeit, bekannten Vertretern dieses Zirkels sowie zum Prozedere der regelmäßigen Zusammenkünfte zu zeichnen. Zur Vorstellung seines Buches wählte der Autor mehrere etwa zehnminütige Passagen aus, mit denen er das Publikum auf Anhieb gewinnen konnte. Die Stärken des vor kurzem erschienenen Bandes ausspielend, las Magenau eine fiktive Begegnung bzw. Nicht-Begegnung des 1938 in die USA emigrierten Mathematikers Kurt Gödel mit den Literaten der Gruppe 47. In diesem Exkurs skizzierte er in einzigartiger Weise nicht weniger als das Wesen der Literatur schlechthin. Szenenapplaus bekam er darüber hinaus für seine Schilderung von Günter Grass‘ Lesung eines erotischen Gedichts in Princeton. Den Abschluss der Lesestellen bildete Peter Handkes bekannt gewordene Generalabrechnung mit der Gruppe 47 («Läppische Prosa») in Princeton, die den damals noch relativ unbekannten Schriftsteller schlagartig berühmt werden ließ.

Im Anschluss an die Lesung nutzten die Schüler ausgiebig die Möglichkeit, dem Autor Fragen zu stellen. Angesichts der dichten Schilderung Magenaus von den Treffen der Gruppe 47 und speziell der Zusammenkunft in Princeton ging es u. a. um die Materialgrundlage, auf der eine solche Schilderung entstehen kann. In diesem Zusammenhang gestand der Autor durchaus ein, dass einige Aspekte seines Buchs subjektiv gefärbt seien, dies aber auch seiner Konzeption geschuldet sei, nicht einfach nur ein beliebiges Buch zur Gruppe 47 geschrieben haben zu wollen. Ihm ging es vielmehr darum, die Stimmung des Treffens 1966 zu transportieren und nicht zuletzt ein Buch zu schreiben, das Spaß machen soll. Der Abend hat eindrucksvoll gezeigt, dass Magenau beides gelungen ist.

Nach der Lesung saßen Autor und Publikum noch bei Pizza und einem Glas zusammen. Der Verlag Klett-Cotta hatte für beides gesorgt und darüber hinaus für die Schüler auch Leseexemplare mitgebracht. Wir danken dem Verlag und dem Autor Jörg Magenau für eine ganz besondere Abendveranstaltung.

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