11.11.2016 campus-leben

Lesung mit Julya Rabinowich

auf der Frankfurter Buchmesse

Aus dem Azubistro von der Frankfurter Buchmesse berichtet Stefanie Spiesecke, Auszubildende bei der Mayerschen in Siegen.

Am vierten Messetag erfreute uns Julya Rabinowich – trotz großer akustischer Herausforderungen vom Stand nebenan – im Azubistro mit einer Lesung aus ihrem neuen Roman «Dazwischen: Ich» und gab den Lesern Gelegenheit einen kleinen Einblick in die Idee hinter ihrem Text und in ihre Erfahrungen zu bekommen.

Julya Rabinowich wurde 1970 in St. Petersburg geboren und ist seit 1977 in Wien beheimatet. Sie hat ein Studium in Translationswissenschaften (Dolmetschen) in Wien gemacht, ebenso ein Studium an der Universität für Angewandte Kunst mit dem Schwerpunkt Malerei und Philosophie.  Sie ist Schriftstellerin und Malern, außerdem hat sie bereits erfolgreich als Dramatikerin gearbeitet und hat einige Jahre Erfahrungen als Simultandolmetscherin (Russisch-Deutsch) gemacht.

2011 war sie in der Short List des Ingeborg-Bachmann-Preises. Zuvor ist sie bereits durch kleinere Auszeichnungen und Nominierungen geehrt worden, unter anderem für ihren Debütroman Spaltkopf, für den sie 2009 den Rauriser Literaturpreis erhielt. Zuletzt gewann sie den Wiener Frauenpreis als Schriftstellerin in der Kategorie Literatur und Kunst. 

Dem Thema «Flüchtlinge» näherte sich Rabinowich während ihrer 6-jährigen Übersetzertätigkeiten in Psychatrie- und Psychotherapiesitzungen, in denen oftmals Kriegsflüchtlinge aus Tschetschenien ihre Schicksale verarbeiteten. Länger als diese 6 Jahre, sagt sie, hätte sie das nicht machen können, da sich die Erlebnisse der Menschen auch in einem selbst festsetzen. So gab diese Beschäftigung dann auch Anlass zu ihrem neuen Roman: «Dazwischen: Ich»

Es handelt sich um einen Jugendroman der versucht die schwierige Thematik kriegsflüchtiger Kinder auch für Jugendliche zugänglich zu machen. «Dazwischen: Ich» erschien bei Hanser und ist Rabinowichs erstes Jugendbuch. Es ist in Form eines Tagebuchs verfasst. Angedacht für Kinder ab 12 Jahren und in sehr schöner, harmloser und idyllischer Sprache schildert die Autorin das Schicksal der 15-Jährigen Madina, welche als Flüchtlingskind mit ihren Eltern in einem Flüchtlingsheim lebt. Hauptaugenmerk des Buches liegt dabei auf dem Mädchen selbst und darauf, wie es die Probleme seiner Familie und den Spalt zwischen Kindheit und Erwachsensein, alter und neuer Heimat, traditioneller Familie und neuen Freundin aufnimmt. Das Mädchen gerät in Situationen typischer Jugendlicher: Freundschaft, Liebe und Erwachsenwerden – immer vor dem Hintergrund der Migration.

Die Lesung war eine sehr interessante und unterhaltsame Erfahrung, welche uns einen Einblick in die Sprache des Romans gegeben hat.

Die Textstellen, welche die Autorin uns zugänglich machte, zeugen von der Sehnsucht Madinas ein Leben ähnlich dem ihrer Freundin Laura zu leben und sprechen von der Erfahrung neuer Wertvorstellungen und vergehender Traditionen. Sie erzählen davon, wie Madinas Verhältnis zu ihrem Vater sich ändert und auch davon wie es ihr gelingt als Mittlerin zwischen er neuen, westlichen Welt und ihrem alten Leben zu dienen. Madina steckt also wirklich ziemlich «Dazwischen». Und in wie weit das ihr neues Ich beeinflusst, das dürft ihr gerne in Julya Rabinowichs Jugendbuchdebut nachlesen.

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