03.07.2020 campus-leben

Der hybride Campus

Ein Bericht von Schülerin Rebecca Stefer

Nach dem Einzug unserer Vorgänger ins virtuelle Klassenzimmer Ende März hatten wir als Nachfolgeklassen uns bereits darauf eingestellt, dass es bei uns genauso sein würde. Doch der Mediacampus wäre nicht der Mediacampus, wenn er nichts unversucht ließe, uns an den Campus zuholen: Bereits Anfang April bekamen wir die Info «Wir wollen, dass ihr wiederkommt», am 17. April dann die tatsächliche Bestätigung. Wir durften anreisen! Jedenfalls ein Teil von uns.

Während wir, die Oberstufe, also direkt zu Beginn unseres Schulblocks Anfang Mai nach Frankfurt pilgerten, traf sich die Mittelstufe zunächst im virtuellen Klassenraum auf der Plattform Adobe-Connect und trudelte erst zwei Wochen später hier ein. Bereits am ersten Tag am Campus merkten wir schnell, dass sich so ziemlich alles verändert hatte, was wir in unserem ersten Schulblock kennen- und lieben gelernt hatten. Sämtliche Abläufe und auch einige Regeln waren davon betroffen (Hut ab an die Organisatoren!). Das fing bei der Maskenpflicht an, ging aber noch viel weiter.

Um den Sicherheitsabstand in allen Lebensbereichen gewährleisten zu können, wurden sämtliche Räume personell dünner belegt als sonst. Wie stellt man das an? Die Schüler werden ja nicht plötzlich weniger, die Lehrer nicht plötzlich mehr. Ganz einfach: Aus eins mach zwei. Ab diesem Block besteht jede Klasse aus zwei Gruppen mit jeweils getrennten Essbereichen, Aufenthalts- und ja, auch Klassenräumen. Wie das geht? Auch dafür hat der Mediacampus eine Antwort parat. Hybrider Unterricht lautet das Zauberwort. Während der Lehrer also in seinem Raum die Schüler direkt face-to-face vor sich sitzen hat – geschützt durch eine Plexiglasscheibe – ist der zweite Teil aus dem anderen Raum per Kamera und Mikrofon zugeschaltet, also ˈonlineˈ mit dabei. Auch von zuhause schaltet sich der eine oder andere Mitschüler mit dazu, wir nennen sie liebevoll Hardcore-Onliner. Der Großteil der Technik wie Kameras und Smartboards wurde innerhalb kürzester Zeit installiert oder aufgerüstet. Da wurde nicht lange gefackelt, da wurde einfach gemacht.

Anfangs saß jeweils einer der Campusmitarbeiter mit im Raum und hat als unser Technik-Buddy bei Problemen geholfen. Mittlerweile sind wir selbst die Profis und kommen gut ohne Hilfe zurecht. Meistens jedenfalls – ein Mal zum Beispiel war mitten im Unterricht kurzzeitig das Internet in ganz Seckbach weg und damit auch der virtuelle Klassenraum. Da haben wir uns eben über eine Telefonkonferenz mit dem anderen Teil der Klasse verbunden (begleitet von dem Ausruf «Ich halt’s nicht aus!» eines völlig begeisterten Dozenten Ishneiwers). Doch wann immer solch technische Herausforderungen passieren  – sei es in Branchengrundlagen, Literatur oder Markt, Preis und Wettbewerb – überwinden es alle gemeinsam. Mit Witz und Humor, gutem Rat und kreativen Lösungen.

Auch die Abendveranstaltungen laufen in diesen Zeiten virtuell ab. Das ist zwar schon schade, weil ein Treffen vor dem Bildschirm niemals ein persönliches Gespräch ersetzen kann. Trotzdem sind wir froh, dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt und wir so Verlagen und Autoren etwas näherkommen, ihnen vielleicht sogar mal ein bisschen in die Karten schauen und unsere brennendsten Fragen stellen können.

Als wir uns dann halbwegs ein- und umgewöhnt hatten und die Mittelstufe schließlich dazu stieß, rückten wir alle noch ein wenig mehr zusammen. Nicht im geografischen Sinne, sondern im menschlichen. Gegessen wird ab jetzt in Schichten, Klassenräume wurden gewechselt, um den doch etwas stärker bemannten Mittelstufenklassengruppen die größeren Räume zu überlassen. Aber das ist ein kleiner Preis dafür, dass es hier wieder vor Leben brummt. Da können wir guten Gewissens sagen: Liebe Mittelstufe, es war viel zu leer und echt komisch ohne euch hier!

Wir könnten noch so viel mehr berichten. Über die umfunktionierte Mensa, zusätzliche Freizeit-Angebote wie Workshops, Lauftreffs, Yogakurse oder Filmabende. Doch das würde den Rahmen sprengen. Klar ist, dass sich die Verantwortlichen am Campus vorab wahnsinnig viele Gedanken darüber gemacht haben, wie ein solcher Schulblock mit den Einschränkungen funktionieren und – vor allem – trotzdem Spaß machen kann. Wir sind die ersten, die sich dieser Situation stellen müssen und ja, anfangs haperte es an so manchen Stellen. Doch das ist nicht weiter schlimm. Denn all die theoretische Planung wird nicht nur über uns, sondern vielmehr mit uns besprochen, getestet und verbessert. Lehrer, Organisatoren und die Schulleitung stehen im regen Austausch mit den Klassen. Versuchen, bereits bestehende Corona-gerechte Abläufe zu optimieren und zeitgleich Lösungen für Herausforderungen zu finden, über die bisher niemand hat nachdenken müssen, weil sie noch nie zuvor solche gewesen sind. Wir alle sind eine Gemeinschaft, die das Beste aus dem macht, was sie hat. Und gerade deshalb macht sich keiner von uns Sorgen über unsere bevorstehenden Klausuren oder gar die IHK-Prüfung. Weil wir wissen, dass es immer einen Weg gibt.

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