Ein Mops namens Marx
KiWi und Mercedes Spannagel virtuell zu Besuch
Am Abend des 1. September war das Kölner Verlagshaus Kiepenheuer & Witsch zu Gast auf dem Campus. Die junge Autorin Mercedes Spannagel, zugeschaltet aus ihrer Heimatstadt Wien, stellte gemeinsam mit Lektorin Mona Leitner, die durch die Veranstaltung führte, den 70 Auszubildenden des 215. Berufsschulblocks ihr literarisches Debüt «Das Palais muss brennen» vor.
Am Anfang zeigten Spannagel und Leitner zunächst als Videoeinspieler den Trailer zu dem Buch, der von den Auszubildenden in den zugeschalteten Klassenräumen mit Szenenapplaus bedacht wurde. Er vermittelte auch gleich einen guten Eindruck vom Wortwitz des ersten Romans der Wiener Autorin.
Hauptfigur der Handlung, angesiedelt in einem gegenwärtigen Österreich – jedoch unter der Prämisse, dass die amtierende Bundespräsidentin von einer rechtspopulistischen Partei gestellt wird –, ist die junge Luise, Tochter eben dieses Staatsoberhaupts. Wortgewandt und -witzig geht Spannagel in dem Roman der Frage nach, wie sich wohl Kinder von Nazis fühlen. Aus dem Gespräch mit ihrer Lektorin ging auch hervor, dass diese Frage nicht nur der Ausgangspunkt für die ganze Erzählung war, sondern auch, dass die Autorin dazu umfassend recherchiert hat.
Luise geht auf Konfrontation zu ihrer Mutter, von ihr nur «Frau Bundespräsidentin» genannt, und passt in vielerlei Hinsicht so gar nicht in das Bild von Normativität der Rechtspopulisten. Als sich ihre beispielsweise einen weiteren Windhund, den neunten, zulegt, reagiert Luise, indem sie sich einen Mops anschafft, den sie obendrein noch Marx nennt.
Aus den gut ausgewählten Lesestellen wurde deutlich, dass Spannagel vor allem mit dem Mittel der Überspitzung arbeitet. Kunst, so die Autorin, eröffnet die Möglichkeit, für bestimmte Probleme der Gegenwart zu sensibilisieren. Zudem erfuhren die Auszubildenden im Werkstattgespräch, dass es Spannagel sehr wichtig ist, «coole starke Frauen als Protagonistinnen» zu zeigen. Die Idee zu dem Roman ist im Frühjahr des letzten Jahres, auf einer Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn, entstanden. Während dieser Reise hat Spannagel auch schon größere Teile des Manuskripts verfasst.
Die Fragen der Auszubildenden am Ende des Werkstattgesprächs zeigten, dass der Roman auf ein begeistertes Publikum getroffen war. Wir danken Mona Leitner und dem Verlag Kiepenheuer & Witsch sowie der Autorin Mercedes Spannagel für die rundum gelungene Abendveranstaltung und die schönen Leseexemplare.