Bewegender literarischer Abend mit Janina Hecht
Ein Blick hinter die Kulissen von «In diesen Sommern»
Am 24. August 2021 stellte Janina Hecht, im Rahmen der Seckbacher Festspiele, ihren beim C.H. Beck Verlag erschienenen Roman «In diesen Sommern» vor. Sie gewährte nicht nur Einblicke in ihren Schaffensprozess, sondern auch sehr persönliche in die Hintergründe des Buches.
Nachdem Janina Hecht während ihres Studiums der neuen deutschen Literatur und Linguistik in München gar nicht, und sonst eher «für die Schublade» schrieb, formte sich nach ihrem Umzug nach Baden-Württemberg der Wunsch, einen eigenen Roman («längeren zusammenhängenden Text») zu verfassen. Dabei half ihr eine Schreibgruppe, der sie sich anschloss.
Nachdem sie aus ihrem Umfeld positive Resonanzen zu ihrem Roman bekam, beschloss sie, ihn bei einem Verlag einzureichen. Durch einen persönlichen Kontakt zum Programmleiter des renommierten C.H. Beck Verlags, gelang ihr dies schließlich. Durch Corona war die Lage erst einmal unklar und alles verschob sich, doch am Ende entschied die Lektorenkonferenz des Verlags, dass ihr Buch in das Verlagsprogramm aufgenommen werden soll.
Aber worum geht es in ihrem Buch eigentlich?
In ihrem Debüt wollte sie eine Familiengeschichte über einen längeren Zeitraum von ca. 20 Jahren beleuchten. Lange Ausschweifungen sind in diesem Buch nicht zu finden, der Fokus liegt auf bestimmten, für die Familie und die Protagonistin, prägenden Situationen. Sie lässt diese «Leerstellen» bewusst, um den Leser:innen Raum für eine eigene Perspektive und Interpretation zu geben. So offenbarten sich erst peu à peu die wahren Umstände des Familienlebens. Auf diese Weise und mit Hilfe ihrer Lektorin Agnes Brunner, gelang ihr ein bewegendes, zum Teil fassungslos machendes Werk über die Abgründe einer Familie und wie sie es schafft, sich aus einem von Alkoholismus und Gewalt geprägten Alltag zu befreien.
Hauptprotagonistin ist die zu Beginn des Buches ca. 9- oder 10-jährige Teresa, deren wunderbar beschriebene Beziehung zu ihrem zwei Jahre jüngeren Bruder Manuel, ein besonderes Highlight des Romans ist, welches sich durch das gesamte Buch zieht. Durch die Alkoholsucht des Vaters und seinen damit verbundenen Grundzorn schafft er ein Gewaltumfeld, so dass eine kindgerechte Rolle für die beiden Geschwister nicht möglich ist. Hierdurch findet eine Parentifizierung Teresas statt, die zunehmend für ihren Bruder die Elternrolle übernimmt.
Das Leitmotiv des Wassers war von der Autorin so eigentlich nicht vorgesehen, sondern kristallisierte sich während des Schreibprozesses heraus. Als ihr dies bewusst wurde, wollte sie das Wasser als ein zentrales Element, welches sich durch die ganze Geschichte zieht, einbinden. So lautete der ursprüngliche Titel „Über Wasser“, welcher eine Parallele zur Situation der Familie dargestellt hätte. Auch hat die Autorin selbst eine starke Bindung zu diesem Element, da sie das Meer, Seen und Flüsse liebt und selbst gern schwimmt.
Wir bedanken uns bei Janina Hecht, dem C.H. Beck Verlag und auch beim mediacampus frankfurt für einen wunderbar interessanten und sehr schönen Abend.
Berichterstattung von Stefanie Heisterberg des 219. Blocks.