11.01.2022 campus-leben, veranstaltungen

Wir müssen einander zuhören!

Politischer Sachbuchabend mit der Bastei Lübbe AG und dem Quadriga Verlag

Im Rahmen der Seckbacher Festspielwochen fand am Dienstag, den 11.01.2022, am mediacampus frankfurt via Zoom ein politischer Sachbuchabend mit der Bastei Lübbe AG und dem Quadriga Verlag statt. Die Autorin Canan Topçu hat gemeinsam mit ihrer Lektorin Sabine Niemeier sowie der Veranstaltungsmanagerin Andrea Berlauer ihr Buch «Nicht mein Antirassismus» vorgestellt. In diesem kritisiert die Autorin die zunehmende Polarisierung hinsichtlich der (Anti-)Rassismus Debatte sowie der Identitätspolitik und legt dar, „[w]arum wir einander zuhören sollten, statt uns gegenseitig den Mund zu verbieten“.

Ein lebhafter, diskussionsfreudiger Abend der Begegnung und des Austauschs wurde somit ins Leben gerufen, an dem sich 80 neugierige Personen über die sehr komplexe, hochaktuelle (Anti-)Rassismus Debatte informiert und ausgetauscht haben.

Canan Topçu (geboren 1965) hat selbst einen türkischen Migrationshintergrund und ist als Journalistin und Dozentin tätig. Ihre Schwerpunkte beziehen sich vor allem auf Migration und Integration. Vor ihrer journalistischen Ausbildung studierte sie Literaturwissenschaft und Geschichte. Während ihrer journalistischen Tätigkeit verfolgte sie die immer aggressiver werdende und anfeindende Debatte über Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung innerhalb unserer Gesellschaft mit. Ausschlaggebend war ihr im September 2020 veröffentlichter Essay «Nicht mein Antirassismus», der sie aufgrund eines unglaublichen Ansturms voll positiver Rückmeldungen dazu veranlasste, ihr gleichnamiges Buch zu schreiben, das im darauffolgenden Jahr erschien. „Was stimmt mit mir nicht?“ ist eine zentrale Frage, die sie sich aufgrund ihrer widersprüchlichen Gemütslage hinsichtlich der politischen Debatten stellte.

Die Autorin kritisiert den zunehmend aggressiven Tonfall sowie auch das anklagende Vokabular seitens Betroffener, das zunehmend in Debatten und der Literatur zu finden ist. Diese anklagende, vorwurfsvolle und schuldzuweisende Haltung sei ein Irrweg und führe zu keiner Veränderung, sondern zu einer Spaltung der Gesellschaft und Frontenbildung, die es doch so dringend zu beheben gilt. Oftmals führe dies zu einem Rückzug aufgrund einer starken Verunsicherung und der Angst, als Nichtbetroffene:r etwas „falsches“ oder „rassistisches“ zu sagen. Damit werde der Austausch im Voraus verhindert. Canan Topçu plädiert daher für eine gewaltfreie, respektvolle Kommunikation auf Augenhöhe. Nur wenn wir uns als Menschen begegnen, mit Offenheit, Selbstreflexion, Neugier und Respekt, kann ein sicherer und wertvoller Kommunikations- und Begegnungsraum entstehen.

Insgesamt war es ein spannender, zum Nachdenken und Reflektieren anregender Abend, dessen Diskussion auch über die Lesung hinaus nachgewirkt hat.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Frau Topçu, Frau Niemeier und Frau Berlau sowie auch beim mediacampus frankfurt!


Bericht von Hannah Bohle, Block 221

 

Mehr aus dem Bereich campus-leben, veranstaltungen