Digital Leaderhip
Interview mit Referentin Dr. Karolien Notebaert
Liebe Frau Notebaert, in Ihrem Seminar Digital Leadership gehen Sie darauf ein, wie der Mensch auf die digitale Transformation reagiert.
Wie unterscheidet sich denn die digitale Transformation von anderen Änderungsprozessen, die wir erleben und warum reagiert unser Gehirn darauf so besonders?
Es ist so, dass es bei Änderungsprozessen – oder Change, wie wir das nennen – meist etwas Konkretes gibt, das wir ändern. Wir arbeiten also in Richtung Änderung, dann durchgehen wir die Änderung und wenn sie stattgefunden hat, geht es wieder weiter. Das ist ein Prozess, den man abschließen und sich dann daran gewöhnen kann.
Eine Transformation – besonders eine digitale Transformation – bedeutet eine kontinuierliche Änderung. Sie nimmt kein Ende, wie wenn zum Beispiel ein neues System eingeführt wird und wir lernen, mit diesem neuen System umzugehen. Das ist dann abgeschlossen und gut ist. Die Digitale Transformation aber ist etwas anderes. Diese kontinuierliche Änderung bedeutet für das Gehirn nochmal eine extra Herausforderung.
Mit einer Änderung kann man also abschließen. Man kann lernen damit umzugehen und sich daran zu gewöhnen. Bei einer digitalen Transformation braucht man komplett neue Fähigkeiten. Man braucht eine ständige Offenheit, um Änderungen zu sehen und sich immer wieder neu anzupassen. Dafür habe ich eine Anpassungsfähigkeit. Diese Offenheit, Anpassungsfähigkeit und das kontinuierliche Lernen spielen eine zentrale Rolle. Darin unterscheidet sich die Transformation von anderen Änderungsprozessen.
Wir Menschen ticken ja nicht alle gleich, lassen sich denn verschiedene Persönlichkeitstypen unterscheiden, die unterschiedlich reagieren?
Die Antwort ist ganz klar: ja! Das werden wir uns im Seminar auch sehr konkret anschauen. Wir werden alle mit einer bestimmten emotionalen Persönlichkeit geboren. Und diese emotionale Persönlichkeit führt dann zu bestimmten emotionalen Tendenzen. Darin sieht man große Unterschiede, wie Menschen unterschiedlich auf digitale Transformation reagieren. Ich benutze eine Persönlichkeitstheorie, die aus der Psychologie und Neurowissenschaften stammt und die mehrmals richtig untersucht worden ist. Mithilfe dieser Theorie werden wir mit zwei verschiedenen emotionalen Persönlichkeitstypen arbeiten. Wir werden sehen, wie sie auf digitale Transformation reagieren und vor allem, wie die verschiedenen Persönlichkeitstypen unterschiedlich geführt werden sollten, um sie in der digitalen Transformation mitzunehmen.
Welche Blockaden können Menschen von einer Akzeptanz und somit der erfolgreichen Umsetzung der digitalen Transformation abhalten?
Diese Frage hängt stark mit unserer emotionalen Persönlichkeit zusammen. Im Seminar werden wir uns diese zwei großen emotionalen Persönlichkeitstypen anschauen, die es gibt. Eine davon reagiert von Natur aus auf Änderungen und auf Transformation eher mit Gefühlen von Unsicherheit oder von Angst. Das sind genau die Gefühle, aus Hirnwissenschaftlicher Sicht, die uns in unserem Potential blockieren. Und was wir zum Umgang und zur erfolgreichen Umsetzung der digitalen Transformation brauchen, ist ein Zugang zu unserem inneren Potential. Deswegen ist es so wichtig, dass auch Führungskräfte ein gutes Verständnis für diese emotionalen Tendenzen haben, die vor allem bei bestimmten Persönlichkeitstypen ganz stark spielen. Dafür, was die Leute auf emotionaler Ebene brauchen, damit die Chance größer wird, dass sie bei der digitalen Transformation mitkommen. Auch das steht in unserem Seminar zentral.
Was verstehen Sie unter einem agilen Mindset und wie kann es mir und meinen Mitarbeiter:innen in der digitalen Transformation helfen?
Zuerst müssen wir uns anschauen, was Agilität ist. Agilität bedeutet eigentlich, dass ich mich sehr schnell an meine Umgebung anpassen kann. Anpassungsfähigkeit spielt eine ganz wichtige Rolle für den Erfolg, wichtiger als zum Beispiel Intelligenz. Und manche Leute haben von Natur aus ganz viel von dieser Anpassungsfähigkeit, oder natürlichen Agilität. Andere haben weniger davon. Wichtig ist so oder so, dass man als Führungskraft versteht, was das agile Mindset bedeutet und was es braucht, damit wir es fördern können. Auch das steht zentral in unserem Seminar. Wir werden uns also anschauen, wie das agile Gehirn aussieht, vor allem wenn es Blockaden gibt, die uns in eine bestimmte Richtung steuern, und die uns nicht zulassen, agil aufzutreten. Und wir werden herausfinden, wie wir diese Blockaden lösen können. Da spielt eine Kernfähigkeit, nämlich die Selbstregulation, eine sehr wichtige Rolle. Deswegen wird auch die Selbstregulation im Seminar einen zentralen Punkt einnehmen.