Spekulatius der Weihnachtsdrache
Ein Abend mit Tobias Goldfarb, Harper Collins und dem süßesten Monster der Weihnachtsinsel
Am 29.09.2022 herrschte Weihnachtsstimmung am mediacampus in Frankfurt! Wie das, mitten im Herbst? Ein kleiner Drache namens Spekulatius und sein Erfinder Tobias Goldfarb sind die Übeltäter, wenn über 30 Schüler:innen sich plötzlich nach Lebkuchen, heißer Schokolade und Lichterketten sehnen. Mit großer Begeisterung lauschten sie der Online-Lesung des Kinderbuchautors via Zoom, wo er uns seine beiden neuen Bücher rund um den kleinen Drachen vorstellte. Ein Bilderbuch und ein neues Adventsbuch in 24 Kapiteln hat er uns an diesem Abend gezeigt, organisiert und unterstützt von dem Verlag HarperCollins, zu dem auch Schneiderbuch gehört, bei denen Goldfarbs Weihnachtsbücher bisher erschienen sind.
Und wie sorgt ein Drache nun für Weihnachtsstimmung? Spekulatius ist kein gewöhnlicher Drache. Er ist ein Weihnachtsdrache und liebt Lebkuchen. Und ganz nebenbei bringt er auch noch einiges an Chaos mit!
Wie Tobias Goldfarb auf diese Idee kam, obwohl er doch eigentlich im Bereich der Kinder-Krimis ansässig war? Schon lange schwirrte ihm der Gedanke an ein kleines, niedliches Monster im Kopf, das ähnlich liebenswürdig und frech wäre wie einst der Klassiker Pumuckl. Als sein Verlag sich dann ein Weihnachtsbuch wünschte, überlegte er: Wieso nicht beides kombinieren? Und so entstand bei Temperaturen von 30°C in einer Dachgeschosswohnung ein kleiner Drache namens Spekulatius. Mitten im Hochsommer! Goldfarb beschrieb diese Erfahrung als „schön skurril“.
Sehr amüsant waren seine autobiografischen Sequenzen, die Goldfarb in seine Geschichten einfließen lässt. Er kennt auch diesen Nervenkitzel, ein lebendiges Wesen bei sich zuhause vor den eigenen Eltern verstecken zu müssen, wie es auch im ersten Teil von Spekulatius der Fall ist. Einst sollte er auf die Ratte einer Freundin aufpassen, die allerdings letzten Endes von seinen Eltern im Kleiderschrank entdeckt wurde.
„Wie hat denn Deine eigene Familie reagiert?“, kam die Frage bezüglich seiner erschienenen Bücher auf. Goldfarb musste schmunzeln. Natürlich habe er die Geschichten seiner kleinen Tochter vorlesen müssen. „Ich habe die dann schon im Hochsommer gequält mit meinen Weihnachtsgeschichten“, so seine Aussage. Wenn ihm dabei etwas auffiel, das er ändern wollte? Das wurde direkt abgelehnt!
Am Ende konnten wir sogar noch einiges von ihm lernen. Goldfarb, der schon diverse Vorträge als Dozent über Creative Writing gehalten hatte, gab den Schüler:innen auch noch einige Tipps auf den Weg, wie sie ihren Schreibprozess verbessern können. Er gab zu, anfangs selbst eher planlos angefangen zu haben, bis er einige Workshops und Seminare besucht hatte. Seiner Meinung nach könne es aber kein goldenes Rezept geben. Schreiben sei auch nur ein Handwerk, das man mit viel Übung verbessern müsse. „Das geht nur durch Ausprobieren, findet Eure richtige Dosis!“
Worauf dürfen wir uns in Zukunft freuen? Goldfarb und HarperCollins bestätigten uns, dass bereits ein neuer Teil mit Spekulatius geplant sei – diesmal zu Ostern! Und sogar ein kleiner „Walking Act“ zur Weihnachtszeit sei aktuell geplant. Wir sind schon jetzt begeistert!
Vielen Dank an diesen tollen Abend. Wir haben uns sehr gefreut, Tobias Goldfarb (mit seinen wirklich hervorragenden Vorlesekünsten) und sein Team von HarperCollins bei uns begrüßen zu dürfen. Und der Ansturm bei den anschließenden Leseexemplaren sprach Bände für die Begeisterung aller Teilnehmer:innen!
Maybrit Schulze hat sich auch privat mit dem sympathischen Autor unterhalten. Warum der Drache Spekulatius heißt und wie ein Buch ihn wirklich überzeugen kann, könnt Ihr hier erfahren.
Schulze: Wir haben jetzt so viel über Weihnachten gehört. Was ist denn eigentlich Ihr Lieblingsweihnachtskeks?
Goldfarb: Gute Frage, wahrscheinlich Vanillekipferl.
S: Ist Weihnachten Ihre Lieblingsjahreszeit?
G: Ich bin eher ein Sommerkind. Ich bin trotzdem froh, dass Weihnachten im Winter ist, sonst hätte man da gar nichts. Ich war einmal zur Weihnachtszeit in Australien, ein Freund von mir ist dorthin ausgewandert und ich habe ihn dort besucht. Das war richtig toll, da man Sommer und Weihnachten gleichzeitig hatte. Und diese Sehnsucht habe ich dann auch etwas in diese tropische Weihnachtsinsel gepackt, wo Spekulatius der Weihnachtsdrache herkommt.
S: Warum heißt der Drache Spekulatius und nicht Lebkuchen?
G: Mit dem Namen ist das eine interessante Sache. Als klar war, dass es ein Drache werden sollte, da dachte ich „Okay, es muss ein Name sein, der irgendetwas mit Weihnachten zu tun hat und ich brauche aber einen Spitznamen. Es muss einen Spitznamen geben, der ihn ärgern kann. Denn Kinder vergeben immer Spitznamen.“ Dann ist mir der Spitzname „Specki“ als erstes eingefallen und dann erst, dass es von Spekulatius kommen könnte.
S: Was gehört für Sie in ein Buch, damit es Sie überzeugt?
G: Eine Seele. Ich glaube man merkt relativ bald beim Lesen, ob ein Buch eine Seele hat, eine eigene Stimme, und wenn es das hat, dann ist das Buch toll. Das ist dann auch unabhängig vom Genre und unabhängig davon, wer es geschrieben hat, unabhängig davon ob es spannend ist oder nicht. Es gibt auch Bücher, die sind relativ seelenlos dahingeschrieben, und die haben vielleicht auch einen tollen Plot und sind spannend und so weiter, aber wenn die Seele fehlt, dann überzeugt es mich nicht.
S: Nach wie vielen Seiten müssen Sie dann gemerkt haben, dass das Buch eine Seele hat und Sie sich dazu entscheiden, das Buch auch weiter zu lesen?
G: Normalerweise bin ich da gnadenlos und sage schon nach 4/5 Seiten, das ist nichts für mich. Es sei denn, es ist mir empfohlen worden. Es gibt ja auch einfach Bücher, die solche Slow-burner sind und wenn dann wirklich Menschen, die ich schätze, sagen „Nein, bleib mal dran, das wird gut“, dann gebe ich dem natürlich auch länger eine Chance.
S: In welcher Umgebung schreiben Sie am besten?
G: Ich wohne ja in Berlin und wir haben hier so einen Schrebergarten und da ist eine kleine Holzlaube drauf. Und da bin ich am allerliebsten zum Schreiben.
S: Welche 3 Bücher haben Sie am meisten in Ihrem Leben beeinflusst? Und warum?
G: In jeder Lebensphase ist das natürlich ein anderes Buch. Ich glaube, was mich als Kind am meisten beschäftigt hat, waren die Brüder Löwenherz. Dann bin ich ein ganz, ganz großer Fan von Joseph Roth und ich kann gar nicht sagen, welches Buch von ihm am meisten, aber dann wahrscheinlich doch Hiob. Ich bin auch nicht der größte Fan von Thomas Mann, bin aber irgendwie ein großer Zauberberg-Fan und habe das Buch auch schon, obwohl es so dick ist und sehr langweilig, das muss ich zugeben, schon vier oder fünf Mal komplett gelesen, weil mich das einfach so beruhigt und ich es schon kenne.
S: Wie hoch stehen die Chancen, dass Mats und Matilda in dem geplanten Titel wieder mit dabei sind? Falls Sie das verraten dürfen.
G: Die Chance liegt bei null. Das wird wieder ein Buch sein in diesem Format (er hält Bilderbuch hoch, Anm. der Verfasser) und das wird wieder nur mit Wesen und ohne Menschen sein.
S: Ist aber ansonsten noch mal etwas geplant mit Mats und Matilda?
G: Ja, es wird dann zu Weihnachten nächstes Jahr (2023, Anm. der Verfasser) ein dickeres, ein Erzählband, erscheinen und da sind dann die beiden natürlich wieder mit dabei.
S: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben
Maybrit Schulze und Swantje Demitz, 225. Block